Die Zukunft des Metzgers

Das Ende eines Traditionsberufs?

Der Beruf ist körperlich anspruchsvoll und verlangt gleichzeitig immer mehr Know-how. Neben dem Metzgerladen in der Nachbarschaft mit Fleisch aus der Region, der immer seltener zu finden ist, gibt es die großen Industriebetriebe mit komplexen Prozessen. Sie stellen die Versorgung von Millionen Menschen mit hochwertigen und qualitativen Lebensmitteln sicher. Trotzdem hat die Profession einen schlechten Ruf: Fleisch zu verarbeiten – und zu konsumieren! – wird immer mehr hinterfragt. Dadurch verändern sich die Aufgaben und Inhalte: Proteine aus Pflanzen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Was machen solch gravierende Änderungen mit dem Beruf des Metzgers. Und: Wer will diesen Job morgen noch ausüben?

Jung, weiblich, engagiert

Bei The Family Butchers zeigt sich, dass der Beruf durchaus eine Zukunft hat – und die ist auch weiblich. Nele Krampe, die ihre Ausbildung zur Fleischerin bei TFB absolviert, gehört zu der neuen Generation Metzgerinnen und ist jetzt schon mit einer eigenen Bratwurst-Kreation preisgekrönt. Individualität und handwerkliche Herausforderungen, die zu neuen Genusserlebnissen führen, begeistern die junge Frau und motivieren sie für ihren Beruf. Und genau diese Kreativität scheint das Rezept für die Zukunft des Metzgerhandwerks zu sein.

Wie viel Zukunft hat Tradition?

Für Hans-Ewald Reinert, Geschäftsführender Gesellschafter der TFB-Unternehmensgruppe, ist das keine große Überraschung. Zum einen steht bei The Family Butchers die eigenständige, kreative Arbeit vom ersten Ausbildungstag an auf dem Lehrplan. In der unternehmenseigenen Azubi-Werkstatt können sich die Jung-Metzger*innen ausprobieren. Zum anderen hat sich gezeigt, dass auch die Verbraucher*innen an der Bedientheke sich bevorzugt von Metzgerinnen bedienen lassen. Hier findet ein Umdenken in den Köpfen statt, dass auch auf die Perspektive Einfluss nimmt, wie der Beruf wahrgenommen wird. 
Genauso verändert die Mischung aus Hightech und Handwerk in großen Betrieben das Aufgabenprofil immer stärker. Der Beruf wird komplexer, auch technischer, da ist sich Hans-Ewald Reinert sicher. The Family Butchers ist ein hochautomatisierter Industriebetrieb, hier arbeiten die gelernten Metzger*innen Hand in Hand mit Technikern. Zum Berufsbild gehört immer mehr das technische Verständnis für Maschinen und automatisierte Prozesse. Und das wiederum macht ihn auch für junge Menschen attraktiv, die eine Ausbildung bisher vielleicht noch nicht in Betracht gezogen haben.

Gegenentwurf oder Ergänzung?

Gleichzeitig überzeugen Jung-Metzger*innen in kleinen Betrieben mit einer Rückbesinnung auf den Ursprung des Handwerks: Fleisch aus der Region, individuelle Rezepturen und lokale Vermarktung. Persönlicher Austausch zwischen Machern und Konsumierenden. Nähe schafft Vertrauen, Social Media liefert Inspiration. Traditionshandwerk mit Rock’n-Roll-Attitüde trifft einen Nerv unserer Zeit: Studiogast Philipp Büning, Metzger aus Leidenschaft mit familieneigenem Betrieb, gewährt einen Einblick in seine Art des Handwerks. Er sieht in seinem Weg auch eine Chance, dem Beruf wieder mehr Wertschätzung und damit Attraktivität zurückzugeben.

So kann es weitergehen

Lokale, kreative und exklusive Angebote auf der einen Seite, Versorgungssicherheit für Millionen Menschen auf der anderen: beide Wege, das Metzgerhandwerk zu betreiben, haben ihre Daseinsberechtigung und ergänzen sich bestens. In diesem Berufsfeld ist viel in Bewegung – und damit eröffnen sich spannende Perspektiven auch und gerade für junge Einsteiger*innen in diesem Job. Die Frage nach der Proteinquelle ist dabei längst nicht mehr entscheidend. Hans-Ewald Reinert bringt es ganz klar auf den Punkt: Ob großer Industriebetrieb oder kleiner Laden – am Ende zählt die Leidenschaft für Genuss und kompromisslos gute Qualität.